Rückschau Pastoraltagung 2020
Drei Tage lang kamen Vertreter*innen aus Bibelwissenschaft, kirchlichem Lehramt und Pastoral nach Salzburg, um mit den über 350 Teilnehmer*innen der Tagung ins Gespräch zu kommen.
Elisabeth Birnbaum, Direktorin des Österreichischen Katholischen Bibelwerks, stellte in ihren Eröffnungsworten die Unverzichtbarkeit des Diskurses für Bibel und Pastoral dar. Die Bibel ist ein Diskursraum, auf den wir uns einlassen sollen. „Deshalb haben wir in der Vorbereitung besonders viel Wert darauf gelegt, Gesprächsmöglichkeiten zu bieten. Gespräche mit der Bibel, Gespräche über Themen anhand der Bibel, Gespräche über Zugänge zur Bibel, aber vor allem auch Gespräche zwischen Bibelwissenschaft, Lehramt und persönlicher Frömmigkeit.“
Betont wurde im ersten Vortrag der Tagung von Prof. Bernd Kollmann, dass es nicht die eine Bibelauslegung gibt und sich, gemeinsam mit der Bibelwissenschaft, auch alle in der Pastoral tätigen von der Vorstellung verabschieden müssen, dass die Bibel eindeutige Antworten gibt. Stattdessen gilt es, die Möglichkeiten schätzen zu lernen, die multiperspektivische Auslegungsformen mit sich bringen.
Höhepunkt des ersten Tages war für viele allerdings das Abendprogramm. Elisabeth Birnbaum präsentierte gemeinsam mit Thomas Vogler musikalisch-kabarettistisch eine „Anleitung zur biblischen Inkompetenz“. Zehn Möglichkeiten, sich im Umgang mit der Bibel größtmögliche Inkompetenz anzueignen, brachten das Publikum zum Lachen und zum Nachdenken. Die Beispiele aus dem Kabarett waren so einprägsam, dass sie in den kommenden Tagen immer wieder in Vorträgen und Diskussionen als Referenzpunkte herangezogen wurden. Und da und dort war zu hören, das Kabarettprogramm sei sogar lehrreicher als so manches bibelwissenschaftliche Methodenseminar.
Am zweiten Tag der Pastoraltagung stand die Diskussion im Mittelpunkt. Nach zwei Impulsvorträgen von Elisabeth Birnbaum Elisabeth Birnbaum "Kirche, Kunst Kommerz – Bibelwahrnehmung heute" und Hans-Georg Gradl "Neue(re) Ansätze und Einsichten in der Bibelwissenschaft – am Beispiel der Johannesapokalypse", gab es in Gesprächsgruppen und Workshops die Möglichkeit, sich mit Teilnehmer*innen dazu auszutauschen wo die Bibel in verschiedensten Lebensbereichen als Grundlage pastoraler Arbeit dient.
Den ganzen Tag über präsentierten sich das Österreichische Katholische Bibelwerk, sowie alle bibelpastoralen Fachstellen der österreichischen Diözesen mit Tischen und Plakaten. Sie stellten ihre Angebote vor und nutzten die Möglichkeit mit den Teilnehmer*innen der Tagung ins Gespräch zu kommen.
Der zweite Tag endete mit einem gemeinsamen Gottesdienst mit Weihbischof Anton Leichtfried, dem zuständigen Referatsbischof zum Thema "Bibel".
Die Pastoraltagung bot darüber hinaus faszinierende Einblicke in die Kunst des Bibelerzählens, einer Kunst, die frei nach Hilde Domin einen „Augenblick der Freiheit“ schafft. Durch das Berührtwerden mit der biblischen Geschichte ermutigt und ermächtigt sie zur „doing identity“.
Mit dem Vortrag „Bibel als Reiseführer“ nahm Br. Andreas Knapp seine Zuhörenden am dritten Tag mit auf eine Reise in die Bibel. Er plädierte auch für eine stärkere Wertschätzung der Lektor/innen und deren Aufgabe, die Worte der Schrift lebendig zu machen.
Sichtbar zu machen, was Bibel ist und sein kann, wie vielfältige Zugänge zur Bibel möglich sind und wie diese erfahrbar und wirksam werden können, war das Ziel der Tagung. Das ist weitgehend gelungen, so stellt die Direktorin des Österreichischen Bibelwerks erfreut fest und fügt als Wunsch hinzu: dass die hier entstandenen Gespräche und Begegnungen mit dem „Diskursraum“ Bibel auch nach der Tagung weitergehen.
Videorückblick
Materialien, Zusammenfassungen und Fotos